1. Kapitel:
21. Jahrhundert
Es war ein schöner, klarer Montagmorgen im Juni in einem kleinen Ort, der zu klein ist, um dessen Namen zu nennen. Eine warme Sommerbrise wehte über die Felder und Wiesen. Es war noch recht früh am Morgen, weshalb es in den meisten Häusern noch ziemlich ruhig zuging. Die einigen, wenigen Geräusche, waren zum Beispiel, das Rascheln der Blätter, wenn der Wind hindurch wehte und das leise Gezwitscher der Vögel. Doch diese Stille, wurde am Rande des Ortes unterbrochen. Vor einem der kleinen Häuser dort spielte sich folgende Szene ab:
Ein rot-braunes haariges Mädchen mit wilden Locken, stand mit einem recht großen Koffer, vor dem kleinen Gartentürchen und verabschiedete sich von ihren Großeltern. „Tschüss Oma. Tschüss Opa“, murmelte Stevie leise. „Tschüss mein Kind... Und pass' gut auf dich auf...“, murmelte ihre Großmutter. „Ja, werd' ich machen. Außerdem bin ich ja nicht aus der Welt, sondern nur auf einem Internat...“ Ihre Großeltern nickten und öffneten ihr dann die Tür zum Taxi, welches in der Zwischenzeit auf der Straße vor dem Haus gehalten hatte. Der Fahrer des Taxi´s lud den großen Koffer in den Kofferraum und stieg dann wieder ins Auto, während Stevie ihre Großeltern noch ein letztes Mal umarmte. Dann stieg sie ins Auto ein und zog die Tür zu. „Können wir“, fragte der Fahrer und drehte sich leicht zu ihr nach hinten um. Stevie nickte und sah ihre Großeltern mit einem lächelnden und einem weinenden Auge an. Einerseits, freute sie sich, auf die neue „Schule“ und auf die neuen Lehrer und das alles. Aber andererseits, wollte sie nicht weg von zu Hause und der vertrauten Umgebung, denn ihre Großeltern waren die einzigen, noch lebenden Verwandten, die sie hatte. Sie lächelte leicht und winkte ihnen noch, während sich das Taxi langsam in Bewegung setzte. Irgendwann bog das Taxi ab und Stevie ließ ihre Hand sinken, sah aber weiter aus dem Fenster und dachte nach. „Schon nervös?“, fragte der Fahrer. „Entschuldigung, aber ich war gerade woanders. Was haben sie gesagt?!“ „Ob du schon nervös bist, habe ich dich gefragt.“ Sie überlegte. War sie nervös? „Hm. Ein bisschen vielleicht“, murmelte sie. Der Fahrer lachte. „Okay, ich versteh schon... Ich lass dich dann mal in Ruhe“, meinte er. Den ganzen Rest der Fahrt zum Internat, war es Still im Taxi.
14. Jahrhundert
Auch vor knapp sieben Jahrhunderten, war es ein schöner Junitag. Im Land herrschte eine drückende Hitze und die Menschen, Tiere und Pflanzen lechzten nach Wasser. Mitten in dieser Idylle stand ein Schloss. Es war ein großes, prachtvolles Schloss, wie aus einem Märchenbuch. Auf den Spitze der Türme, waren große rot-goldene Flaggen, mit dem königlichen Wappen. Im Hintergrund lag ein großer Wald mit einem schönen See, welcher ebenfalls zum Lande des herrschenden Königs gehörte. Die Fenster des Schlosses, welche mit feinen Verzierungen, ebenfalls in rot-gold geschmückt waren, waren weit geöffnet, da es momentan ziemlich warm war. An einem dieser Fenster, saß ein blonder Junge und sah hinaus. Seine Beine lagen auf der Fensterbank und mit dem Rücken lehnte er am Rahmen des Fensters. Er wedelte sich etwas Wind zu. „Vulpes?“, murmelte Lupus. „Mir ist echt langweylig und warm“. Lupus war der Sohn des Königs und der Thronfolger. Er hatte lange, leicht gewellte blonde Haare und tiefblaue Augen. Zudem trug er, wie es sich für den Sohn des Königs gehörte, ein prachtvolles Gewand, welches ebenfalls das königliche Wappen beinhaltete. Alles in allem, sah er ziemlich gut aus. „Ich weyß“, antwortete Vulpes nachdenklich, welcher auf dem Boden lag und an die Decke starrte. Auch er langweilte sich. Vulpes, war Lupus Meister in Magiekunde und sein Cousin, was aber keiner der beiden wusste. Er hatte sechs rotbraune, verfilzte Zöpfe, welche er meist zu einem dicken Zopf zusammengebunden hatte. Zudem trug er Dienstkleidung, welche auch das Wappen des Königs beinhaltete. Eigentlich sollte er arbeiten, doch dafür fühlte er sich im Moment einfach nicht Imstande. Es war viel zu warm und außerdem machte es ihm viel mehr Spaß, mit Lupus irgendwelchen Blödsinn anzustellen. „Was sollen wir denn machen?“, fragte Vulpes. Lupus überlegte. Ihm fiel nichts ein.
Plötzlich klopfte es an der Tür zu Lupus Zimmer. Vulpes sprang sofort auf. „Hereyn?“, rief Lupus dann, nachdem sein Kumpel sich im Schrank versteckt hatte. Ein Mann, welcher Vulpes ziemlich ähnlich sah kam ins Zimmer und verbeugte sich. „Meyn Prinz. Entschuldigt die Störung. Habt ihr zufällig meinen Sohn gesehen?“, fragte er. Es handelte sich um Vulpes Vater, welcher genau wie sein Sohn, für die königliche Familie arbeitete. Vulpes sah seinem Vater sehr ähnlich, jedoch hatte dieser, im Gegensatz zu seinem Sohn, keine verfilzten Zöpfe. Er trug seine Haare offen und meist, mit einem Haarband nach hinten gerichtet. Lupus sah den Mann an. „Neyn. Tut mir leyd. Ich habe ihn nicht gesehen“, log er. „Er wird bestimmt mit seiner Arbeit beschäftigt sein“, vermutete Lupus weiter. Vulpes Vater nickte. „Entschuldigt die Störung“, wiederholte er, bevor er die Tür schloss und verschwand. Lupus wartete einen kleinen Moment, dann sprang er von der Fensterbank, ging zu seinem Schrank und öffnete diesen. „Er ist weg...“ Vulpes atmete erleichtert auf. „Puuuh... Das war mehr als knapp...“ Lupus nickte. „Wir sollten woanders hingehen“, schlug er vor. „Und was schwebt euch da so vor?“, fragte Vulpes, woraufhin Lupus böse guckte. „Du sollst das siezen lassen!“ Dann ging er zu seinem Schrank, schnappte sich zwei „Badeshorts“ und hielt eine davon Vulpes vor die Nase. „Wir gehen schwimmen. Im See.“ „Und wenn sie uns erwischen?“ „Werden sie schon nicht...“, meinte Lupus und grinste noch breiter. „Also, was sagst du? Oder soll ich deynem Vater sagen, dass du dich mal wieder vor der Arbeit drückst?“ „WAS? Neyn. Dann lass uns von hier verschwinden“, meinte Vulpes schnell, bevor sein Kumpel irgendwas an seinen Vater petzen konnte. Geht doch, dachte Lupus grinsend und kletterte an der Regenrinne, aus seinem Zimmer. Nachdem die beiden eine kurze Weile durch den Wald gegangen waren, kamen sie am See an. Die beiden legten ihre Kleidung ab und zogen die „Badeshorts“ an. Dann nahm Lupus Anlauf und sprang ins Wasser. Vulpes grinste breit. „Wartet...“, rief er seinem Freund hinterher. Er machte einen Köpper ins Wasser und es platschte. Als beide auftauchten, hingen ihnen ihre langen Haare ins Gesicht. Sie musterten sich kurz und fingen dann laut an zu lachen. Nachdem sich beide beruhigt hatten, legte sich Lupus auf den Rücken und schwamm etwas herum. Vulpes dagegen, war an Land gegangen und schüttelte sich. Das Wasser aus seinen Haaren und seiner Shorts spritzte in alle Richtungen. Er sah sich um, weil er dachte etwas gehört zu haben, doch dann fiel ihm etwas hell leuchtendes im Wasser auf. „Lupus, schaut mal...“, rief er seinem Kumpel zu und deutete auf die Stelle, die er eben entdeckt hatte. Lupus drehte sich richtig herum und sah in die Richtung, in die Vulpes zeigte, jedoch sah er nichts. „Was meynst du? Ich sehe da nichts...“ Vulpes seufzte und sprang ins Wasser. Dann tauchte er unter. In der Zwischenzeit ging Lupus an Land und drückte sich das Wasser aus den Haaren. Gerade, als er fertig war, tauchte Vulpes wieder auf und kam an Land geklettert. Er hielt eine Kette, mit recht großem Anhänger, in der Hand. „Was ist das?“, fragte Lupus und ging zu ihm um sich den Anhänger etwas genauer anzusehen. Vulpes zuckte nur ratlos mit den Schultern. „Keyne Ahnung.“ Lupus nahm die Kette an sich und sah sie sich sehr genau an. „Das ist ein Medallion“, murmelte er. Plötzlich ließ er es fallen. „Was ist los? Geht es euch gut?“, fragte Vulpes besorgt. „I-ich hab plötzlich s-so ein komisches kribbeln gespürt... Und hier war alles so verschwommen...“ Vulpes nickte langsam. Vielleycht tut ihm das Wasser nicht gut, dachte er. „Wir sollten es wieder zurückwerfen“, meinte Lupus und riss damit seinen Freund aus den Gedanken. „Was? Nein. Ich werde es behalten und später mal nachsehen, wem es gehört und wozu man es benutzen kann...“ „Ich fasse das Ding aber nicht mehr an“, meinte Lupus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Müsst ihr auch gar nicht.“ Vulpes hob das Medallion auf und hing sich die Kette um den Hals. „Prinz Lupus“, hörte man mehrere leise Stimmen, vom Schloss her rufen. „Sie haben bemerkt, dass ich weg bin“, meinte Lupus erschrocken. Die beiden zogen sich in einem Mordstempo ihre Gewänder an. Die Rufe der Dienstboten und Wachen wurden lauter. „Kommt...“ Vulpes packte seinen Freund am Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her. Die beiden liefen, als würde es um ihr Leben gehen. Nach einiger Zeit, blieben sie stehen und lauschten. Als keiner der beiden mehr irgendein rufen hören konnten, atmeten sie erleichtert auf. „Das war schon wieder sehr knapp...“ Lupus nickte. „Das gibt später noch ärger.“ Vulpes sah an sich runter. Plötzlich spürte er, genau wie zuvor Lupus, ein seltsames kribbeln. „Lupus“, hauchte er. „W-was ist das?“ „Was meynst du?“ Vulpes legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes. Dann ging das kribbeln auch auf Lupus über. Die beiden sahen sich ängstlich an, als plötzlich alles um sie herum verschwamm. Dann umhüllte die beiden eine Dunkelheit und sie wurden ohnmächtig.[b]