Muleac

Mios erster Weg führte ihn direkt an die Bar, denn der Club war wieder einmal voll belegt, vor allem die Abteilung, die für die Damen reserviert war, war ordentlich gefüllt. Mio wusste, dass er an diesem Abend sein Gehirn völlig ausschalten müsste, um die benutzenden Blicke zu ertragen. Also bestellte er sich fünf Schnäpse und leerte einen nach dem anderen.

Pius setzte sich an die Bar und bestellte sich erstmal einen Wodka. Er sah verwundert zu dem Kerl, der neben ihm sich fünf Kurze hintereinander reinkippte.

Mio machte nach dem dritten eine kurze Pause, er trug lediglich einen String Tanga, sodass man seine glatt rasierten Beine sehen konnte, und eine schwarze Lederjacke, die mit einer Schnürung verschlossen war. Er wischte sich kurz über den Mund und setzte dann den vierten Schnaps an. Noch war er klar im Kopf, das viele Trinken hatte ihn auf Dauer trinkfest gemacht. Zu trinkfest.

Pius musterte den Kerl. Irgendwie kam er ihm bekannt vor. Nur woher wollte ihm gerade einfach nicht einfallen. Er setzte sein Glas an und trank einen Schluck.

Mio blieb Pius Blick nicht unbemerkt. Schnell schluckte er den Schnaps hinunter und stellte das Glas ab. "Hi.", meinte er und nahm den letzten Schnaps zur Hand. Seine Kundinnen warteten ungeduldig, doch Mio wollte sie noch ein bisschen zappeln lassen.

Pius wurde blass. Er haette nicht gedacht, dass Mio sowas machen wuerde. Gut, dass ich Grace von ihm weggebracht habe... Nachhr vergreifert er sich... Oder noch schlimmer, sie... Oh mein Gott!!!

Mio wollte gerade noch seinen letzten Schnaps leeren, als sein Chef, ein ziemlich bulliger Kerl, kam, ihn am Arm packte und hinter sich herschleifte, wobei er ihm fast den Arm brach. "Kommst Du wohl, Du fauler, kleiner Stricher!", schnauzte er ihn zusammen und hob die Hand, als wolle er Mio schlagen, ließ sie dann aber doch wieder sinken. Er schubste Mio unsanft auf die Bühne.

Pius starrte ihm nur hinterher. Er war sprachlos, und woltte jetzt erst Recht alles nur vergessen. Er bestellte sich direkt noch zwei Gläser Wodka.

Mio legte sich fast auf die Fresse, konnte sich aber gerade noch so fangen und an der Stange festhalten. "Aber ich war noch nicht fertig.", murmelte er, sein fünfter Schnaps stand noch unberührt da. Dennoch begann er, zu tanzen und sich gleichzeitig langsam auszuziehen. Gleichzeitig streckte Ines den Kopf aus der Umkleide. "Mio?" Sie suchte ihn. "Mio, wo bist Du? Ich bin müde...."

Pius nahm Mios Schnaps und kippte ihn sich runter. xD Er war schon ziemlich angetrunken.

"Mioooo!" Ines stolperte an die Bar und fing an, zu weinen. "Mio, wo bist Du?", schluchzte sie und kletterte auf einen Hocker, um einen besseren Ausblick zu haben. Dennoch entdeckte sie ihn nicht, weil Mio mit dem Rücken zu ihr stand und ganz langsam die Jacke auszog.

Pius sah Ines. "Hey Kleine..."

Ines weinte. "H-hast Du meinen B-bruder gesehen?", fragte sie ihn weinerlich. "E-er ist etwa so g-groß... Ha-hat dunkelbraune H-haare.... G-ganz spitze K-krallen.... U-und er trägt... g-ganz kom-komische Klamotten...."

Pius nickte. Er deutete auf Mio.

"D-danke." Ines wischte sich die Tränen weg. "K-kannst Du z-zu ihm gehen und i-ihm sagen, d-dass ich ins Bett will? Die ganzen Frauen d-da machen mir Angst..." Sie zog ihren Rotz hoch und wischte sich über die Augen. "I-ich geb d-dir dann auch mein T-taschengeld..."
Mio hob gerade einige Geldscheine mit dem Mund auf und steckte sie sich dann in die Tasche. Zwei Mädchen zogen ihn von der Bühne, setzten ihn auf ein Sofa und sich selbst auf seinen Schoß.

"Nusst du nicht..." Pius ging zu Mio.

Mio sah Pius an, dabei räkelte er sich so attraktiv, wie er nur konnte, um den Mädchen zu gefallen. Man sah ihm nicht an, was er dachte oder fühlte. "Was möchtest du?", fragte er so freundlich, wie er nur konnte. Eines der Mädchen kicherte albern und steckte ihm einen 15 €-Schein zu.

"Deine Schwester sucht dich..."

"Aber... ich kann hier gerade nicht weg. Kannst Du mir einen Gefallen tun und sie in meiner Umkleide auf dem Sofa ins Bett bringen? Tut mir auch wirklich leid." Mio steckte das Geld in sein Portmonaie.

Pius nickte. Dann ging er zurück zu Ines. "Komm, ich bring dich ins Bett..."
Gerade in dem Moment, tauchte Grace neben ihm auf. "Ich mach das schon." Ihr Kopf steckte in einem dicken Verband. "Komm..." Sie nahm Ines an die Hand.

Ines quietschte und ging mit ihr in Mios Umkleide. Auf seinem Spiegeltisch standen Bilder aus glücklicheren Tagen. Mios 19. Geburtstag, den er mit seinen Eltern feierte, damals hatte Mio noch keine spitzen Zähne und keine Klauen und lachte sogar. Bilder mit Ines. Viele andere glückliche Erinnerungen von Mio.
"Danke.", murmelte Mio und wandte sich dann wieder an die Mädchen. "Ich glaube, ihr beiden Süßen müsst noch mal zum Geldautomaten. Wir sehen uns." Die beiden Mädchen gingen kichernd weg.

Pius gab sich einfach nur noch die Kante.
Grace folgte ihr. Sie sah sich in der Umkleide um.

Mio stellte sich ebenfalls an die Bar und leerte noch mehr Schnäpse, er wollte einfach nur noch sein Gehirn betäuben, um den Rest der Nacht noch durchzustehen. "Danke.", murmelte er Pius zwischen zwei Schnäpsen zu und sah sich um.
Ines sah sie an. "Ich will später auch mal wie Mio werden. Früher wollte er Ingeneur werden, doch nachdem er das mit unseren Eltern gemacht hatte, war das ganz anders auf einmal."

Grace kniete sich zu Ines. "Glaub mir Kleine, dass willst du lieber nicht machen..."

Pius nickte nur. Er war hackenstramm und bekam eigentlich schon gar nichts mehr mit.

"Aber die ganzen Mädchen mögen ihn und sind mit ihm befreundet." Ines setzte sich aufs Sofa. "Ich will auch mal so beliebt wie er sein." Sie zog sich ihren Schlafanzug an, wobei man eine alte, verheilte Bissspur an ihrem Bein sah. Dann kuschelte sie sich in ihre Decke und legte sich hin. "Liest du mir eine Geschichte vor?", bat sie nuschelnd. :3

Mio hatte dann sein Gehirn ausreichend betäubt und ging wieder zu seinen Kundinnen, um sie ausreichend zu bedienen.

Grace nickte und erzählte ihr eine Geschichte.

Pius war so besoffen, dass er Mio für seine Schwester als Stripper buchte.

Der Chef zählte Pius Geld durch und nickte dann. "Amor, mach dich ein bisschen hübsch zurecht. Was soll er anziehen?", fragte er Pius dann. Mio stand schweigend daneben, er bekam kaum noch irgendetwas mit, die Welt existierte nicht mehr für ihn, da war nur noch eine innere Leere in ihm, die durch nichts gefüllt werden konnte.

Ines schlief irgendwann ein und drückte ihr Kuscheltier, einen Pandabären, an sich.

Grace lächelte leicht. "Schlaf gut", flüsterte sie leise und ging raus.
"Egal", nuschelte Pius. "Hauptsache, er macht was für sie..."
Grace kam zurück zu Pius. "Was machst du hier? Und wer soll was für wen machen?!"
Pius grinste.

Mio sah Grace an, seine Augen waren seelenlos und leer. "Dein Bruder hier hat mich für Dich gebucht. Frag mich nicht, wieso. Ich muss mich umziehen. Ich komme gleich wieder." Er verschwand in seiner Umkleide, um sich fertig zu machen, dabei beobachtete er die schlafende Ines.

"Bitte WAS?!" Grace starrte ihren Bruder an. "Wie kannst du nur denken, dass ich sowas toll finde?!"
"Ach Gracy... Dann kriegst du wenigstens mal einen ab..." Pius grinste.
Grace knallte ihm eine. "Arschloch!"

Mio seufzte und zog die Jacke an. Wie so oft fragte er sich, ob das ganze überhaupt noch einen Sinn hatte. Sein Blick schweifte über seine Bilder und er begann, zu träumen.

Grace lief hinter Mio hinterher. Sie klopfte an die Tür der Umkleide. Sie konnte es nicht fassen, dass Pius sowas getan hatte.

"Ja bitte?" Mios Blick war träumerisch, er dachte wieder an die Zeit vor seinem persönlichen Tag X. "Ich bin gleich fertig. Versprochen." Wie nebenbei schnürte er seine Jacke zu.

"Ähh... Du musst das nicht machen..." Grace wusste gar nicht seinen Namen und es war ihr irgendwie peinlich. "Ehrlich. Behalt das Geld, aber das musst du echt nicht machen... Ich weiß nicht wieso mein Bruder das gemacht hat..."

"Das Geld behalten?" Mio musste lachen. "Wenn wer das Geld behalten soll, sag das meinem Chef." Seine Erinnerungen verpufften vor ihm. Er ging zur Tür und sah Grace an. "Ach ja, im Übrigen bin ich Mio, aber hier nennen mich alle Amor Mio."

"Wie? Du siehst gar nichts von dem Geld?!" Grace runzelte verwirrt die Stirn. "Ich bin Grace..."

"In diesem Fall nein. Mein Chef hat heute schlechte Laune." Mio schob seinen Ärmel etwas hoch und zeigte Grace die blauen Flecken an seinem Unterarm, wo sein Chef ihn grob angepackt hatte. "Aber immerhin hab ich noch mein Trinkgeld, also ist das nicht so schlimm. Muss ich nur auf mein Essensgeld für die nächsten 2 Tage verzichten."

Grace nickte langsam.

"Und ähm, wenn du mich entschuldigen würdest, es warten noch andere Kundinnen auf mich." Mio nahm den Schnaps, der neben seiner Tür auf einem kleinen Tisch lag, und trank ihn aus. Dann ging er aus seiner Umkleide und wollte andere Kundinnen bedienen.

"Okay... Tut mir wirklich leid", murmelte Grace. Sie sah nochmal nach Ines und setzte sich zu ihr. :3

Mio stellte sich wieder auf die Bühne und tanzte. Alle Hemmungen waren verschwunden, er war nur noch ein Körper, der sich sexy zu erotischer Musik bewegte. Alles andere war egal.

Ines drückte ihren Teddy an sich.

Grace lächelte leicht. Sie ging dann zurück und suchte Pius, doch dieser stürmte zu Mio auf die Bühne. "Du sollscht dich um meine Schwesta kümmern", lallte er. xD

Mio hing gerade freihändig an der Stange und wedelte sich mit den Händen frische Luft zu, Pius stank wie eine Fußballtribüne nach der Halbzeit. "Also eigentlich...", wollte er erklären, dass Grace das nicht gewollt hatte.

"Achte nich auf sie." Pius sah ihn böse an. "Los!"

"Aber sie wollte nicht. Was soll ich denn machen, wenn sie es nicht will?! Zwingen kann ich sie nicht." Mio wurde wütend. "Was willst du überhaupt machen, wenn ich mich weiger?!"

"Erzähl ich es deinem Chef..."
Grace lief zu Pius. "Pius, hör auf... Lass uns gehen..." Sie wollte ihn von der Bühne und aus dem Club ziehen.
"Lass LOS!" Pius knallte ihr eine.
Grace starrte ihn fassungslos an und hielt sich die Wange.

Der Türsteher kam. "Ich glaube, Sie sollten gehen." Er packte Pius am Kragen und warf ihn hochkant aus dem Club raus. Mio starrte ihm fassungslos hinterher und sah dann Grace an. "Alles okay?", fragte er sie besorgt, sammelte sein Geld ein und brachte sie in seine Umkleide.

Pius flog voll auf die Schnauze.

Grace nickte nur. "Er ist so eigentlich nicht... Er ist eigentlich total nett und schlägt mich nie, aber er ist besoffen... Da tickt er immer aus..."

Mio nickte langsam. "Er wird jetzt irgendwo seinen Rausch ausschlafen. Tut mir leid, das ist alles meine Schuld." Er machte sich, wie so oft, Vorwürfe über Dinge, für die er nichts konnte. Er steckte das Geld in sein Portmonaie.

"Wieso, du hast doch nicht so gesoffen wie er... Also ist es nicht deine Schuld."