Angel's Revolution

"Geld hatten wir danach, ich gebe es ja zu. Aber es war ihm egal, welche Schmerzen ich die nächsten Monate hatte, hauptsache, er konnte das Geld einheimsen." Pyro hatte eine kleine, feurige Träne im Auge. "Als ich dann aus dem Krankenhaus kam - auf Krücken - meinte er, ich sollte mich nochmal vor ein Auto werfen. Darum bin ich da damals weg, aber nichts verlief, wie es sollte."

"D-dass ist schrecklich", flüsterte Romy. Sie wischte ihm vorsichtig die Träne weg. Sie überlegte heimlich, wie sie ihm helfen könnte.

Mit einem Nicken wandte sich Muraco um, zuckte jedoch zurück, als er merkte, wie nah Namir bei ihm stand. Bilder stiegen vor seinem geistigen Auge empor, Erinnerungen an frühere "Eltern"… Beührungen, Schläge… Schmerz…
Er konnte nicht weiter nach hinten ausweichen, der Schaukasten für die Fahrpläne drückte sich beinahe schmerzhaft in seinen Rücken.

"Ich habe mich ganz allein durchgeschlagen, weil mich keiner haben wollte.", meinte Pyro leise. "Ins Heim wollte ich nicht, weil ich von Kumpels gehört habe, dass sie dort geschlagen wurden. Ich hab mich eben mit Taschendiebstahl durchgeschlagen und..."

Romy nickte langsam. Sie fand einfach keine tröstenden Worte und beließ es dann doch lieber beim Schweigen.

"Aber ist doch egal.", schloss Pyro seine Erzählung. "Ich brauche meinen Vater nicht. Ich brauche niemanden!" Seine Augen funkelten wütend, doch auch einige Tränen glitzerten darin. Er tat stärker, als er in Wirklichkeit war, denn eigentlich brauchte er wohl jemanden. Jemanden, der ihm Zuneigung gab und ihm zeigte, dass er nicht egal war. Das sein Leben etwas wert war.

Ganz vorsichtig wischte Romy ihm die Tränen weg. Ihre Hand war kalt und zitterte leicht. Sie fand es traurig, dass Pyro so allein auf der Straße lebte und erschreckend, dass sein Vater soetwas gemacht hatte, nur um an Geld zu kommen.

"Du musst dich ausruhen." Pyro legte ihre Hand sanft auf das Bett zurück. "Im Ernst. Schlaf ein bisschen. Ich pass so lange auf und geh auch nicht weg." Er lächelte, so gut er konnte und wollte. Dass er an seinen Vater erinnert worden war, hatte die Wunden erneut aufgerissen.

"Aber ich bin doch gar nicht müde", gähnte Romy. Langsam, begannen die ganzen Medikamente, die sie bekam, zu wirken.

"Darum gähnst du auch. Wirklich, schlaf ein wenig." Pyro deckte sie richtig zu und drückte sie sanft, aber bestimmt, in eine liegende Position. "Du musst dich wirklich ausruhen."

"Es geht mir aber gut"; murmelte Romy leise. Sie kämpfte darum, die Augen offen zu halten. "Das ist nur ein kleiner Kratzer..."

"Du bist aber müde, also schlaf jetzt."

"Ich bin hellwach... Das sind diese... diese Medis." Schließlich war Romy doch eingeschlafen.

Pyro lächelte schwach, als sein Magen plötzlich zu knurren begann. "Schhh.", mahnte er seinen Magen leise, damit er Romy nicht aufweckte. Er hoffte, dass die beiden anderen Jungs schnell mit dem Essen wieder da sein würden. Leise stand Pyro auf, stellte sich ans Fenster, öffnete es und spielte mit seinem Feuerzeug herum.

Romy schlief ziemlich tief. Nichts könnte sie jetzt so leicht wecken. Sie war ziemlich fertig, obwohl es noch so früh am Tag war.